Betrüger unterwegs - Leere Disketten für 3000.- DM verkauft

Der Chaos Computer Club warnt vor einem Betrüger, der mit einer besonders subtilen Vorgehensweise bereits mehrere Unternehmen betrogen bzw. erpresst hat.

Der Mann, der sich "Sönke Ungerbühler" nennt, behauptet gegenüber Unternehmen, Mitglied des Chaos Computer Club zu sein und auf verschiedenen Wegen den Zugang zu betriebsinternen Daten des Unternehmens bekommen zu haben. Manchmal behauptet er auch, in das Redaktionssystem eines Magazines oder Fernsehsenders eingedrungen zu sein und Informationen über einen geplanten Beitrag zu haben, der über angebliche Mißtände beim Unternehmen berichtet.

Als nächsten Schritt bietet er seine "Mithilfe" an, um dem Unternehmen zu helfen, das angeblich belastende Material zu bekommen und so eine Berichterstattung zu verhindern bzw. herauszufinden, welche Mitarbeiter das Material veruntreut hätten. Mit Vorliebe in London, Cambridge oder Brüssel schlägt er dann einen Treff vor, wo er entsprechendes Material auf Disketten übergeben könne, gegen eine "Kostenentschädigung".

Auf diese Weise hat er u.a. mehreren Banken leere Disketten für einige Tausend Mark verkauft und andere Unternehmen um unbekannte Beträge betrogen. Anfangs hatte sich der Mann auf Banken spezialisiert, die aufgrund ihrer Vertrauensstellung besonders empfindlich gegenüber derartigen Vorgängen sind und lieber ein paar Tausend Mark verschenken, als eine Berichterstattung zu riskieren. Aus Angst vor einer Rufschädigung wird die Polizei in solchen Fällen eher nicht informiert.

Aufgeflogen ist "Ungerbühler" erst, als er bei verschiedenen kleineren Unternehmen angebliche Hinweise auf Steuerhinterziehung anbot, die andernfalls in einem grossen deutschen Nachrichtenmagazin Gegenstand eines Berichtes würden. Die aufgeschreckten Unternehmen waren willig zu zahlen und wollte einen Treff vereinbaren, hatten jedoch eine falsche Rückrufnummer. Als beim Chaos Computer Club nach der Telefonnummer des Herrn "Unger" gefragt wurde, kam man schnell auf die Spuren des Betrügers.

Die Kriminalpolizei ermittelt bereits in mehreren Fällen, gefaßt ist der Mann jedoch noch nicht. Hinweise nimmt jede Kriminalpolizeidienstelle entgegen.